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Polen ist ein Paradies für Wanderfreunde und bietet eine Vielzahl an abwechslungsreichen Routen. Ob du durch die schroffen Gipfel der Tatra streifen oder die idyllischen Seenlandschaften erkunden möchtest – hier findest du alles, was du für deine Wanderreise wissen musst. In diesem Artikel habe ich alle wichtigen Informationen zusammengestellt: von den besten Wanderregionen und Strecken bis hin zu praktischen Tipps zur Ausrüstung und Sicherheit. Tauche ein in Polens Natur und erlebe unvergessliche Wanderungen!
Polen ist eines der Länder in Europa, wo du das Kontinentalklima recht deutlich zu spüren bekommst. Die Winter sind zwar noch nicht so kalt wie im hohen Norden, aber länger als man es meist gewohnt ist, und auch die Sommer sind oft trockener und heißer, als man es in den nordwestlichen Ländern Europas kennt.
Im Frühling beginnt die Wandersaison meist etwa im April. Bis in den Juni hinein ist es besonders in den Masuren und den niedrigen Gebirgen wunderschön in den blühenden Landschaften. Aber auch die Tatra erwacht langsam zu Leben, auch wenn die Höhenlagen dann meist noch gesperrt sind. Dafür lockt das Bieszczady-Gebirge bereits mit seinem frischen Grün und den Möglichkeiten zum Tiere beobachten.
In den kontinentalen heißen Sommern flüchtet man sich meist in die nun schneefreien höheren Lagen der Tatra, wo du anspruchsvolle Bergtouren unternehmen kannst. Oder du verbindest in den Masuren, der pommerschen Seenplatte oder entlang der Ostsee einfach den Wanderurlaub mit jeder Menge Wasserspaß.
Im frühen Herbst kannst du bis zum Wintereinbruch noch eine etwas entspanntere und fast menschenleere Tatra erleben. Ansonsten sind vor allem die niedrigeren Gebirge wie die Beskiden und die Kaschubische Schweiz für ihre herbstlich gefärbten Laubwälder bekannt.
Im Winter kannst du dann vor allem in den niedrigeren Lagen und Mittelgebirgen Winterwanderungen durch die verschneiten Landschaften unternehmen, sofern du dich entsprechend ausgerüstet hast. Allerdings braucht dein Wanderurlaub besondere Planung, da dann oft auch viele Unterkünfte und Verpflegungsmöglichkeiten im Winterschlaf sind.
Die Wanderwege in Polen
Wo kannst du in Polen wandern?
Die bedeutendsten Wanderregionen in Polen gruppieren sich vor allem entlang der Südgrenze des Landes. Die Sudeten mit dem Riesengebirge entlang der tschechischen Grenze gehen fast direkt in die Beskiden entlang der slowakischen Grenze über. Wo dann die Hohe Tatra direkt nebenan liegt und eines der schönsten Wanderreviere schlechthin bildet. Das für seine unberührte Natur bekannte Bieszczady-Gebirge bildet dann an der Ukrainischen Grenze den Abschluss der Beskiden.
Wenn du allerdings mal weniger Bock auf Berge, dafür auf Wasser hast, findest du in Polen auch mehr als reichlich Wanderreviere: Die Masuren, die Kaschubische Schweiz, die pommersche Seenplatte und auch entlang der Ostsee sind mit reichlich Wanderwegen ausgestattet und ermöglichen dir endlos viele Möglichkeiten zu entspannten Wanderungen auf und entlang dem Wasser. Weniger bekannt sind Wanderwege entlang einiger der letzten wilden Flüsse Europas wie die Weichsel oder Narew.
Insgesamt gibt es in Polen weit über 30 000 km markierter Wanderwege, die meist von Helfern der polnischen Wandervereine und der Nationalparks in Schuss gehalten werden.
interessante Wanderwege in Polen
1. Główny Szlak Beskidzki (Hauptbeskidenweg)
- Startpunkt: Ustroń
- Endpunkt: Wołosate
- Gesamtlänge: 496 km
- Anzahl der Etappen: 27
- Etappenlänge: 15-25 km
- Beste Wanderzeit: Mai bis Oktober
- Gepäcktransport: Vereinzelt möglich, lokale Anbieter wie Beskidy Tour.
- Besondere Ausrüstung: Standard-Wanderausrüstung, wetterfeste Kleidung.
- Erfahrungsniveau: Mittel bis fortgeschritten
- Zelten: Begrenzte Möglichkeiten, viele Unterkünfte entlang des Weges.
Der Główny Szlak Beskidzki ist der längste markierte Wanderweg in Polen und führt durch die wunderschönen Beskiden. Wanderer erleben eine Mischung aus dichten Wäldern, sanften Hügeln und traditionellen Dörfern. Die kulturelle Vielfalt und die Naturschönheiten machen diesen Weg zu einem unvergesslichen Erlebnis.
2. Główny Szlak Sudecki (Hauptsudetenweg)
- Startpunkt: Świeradów-Zdrój
- Endpunkt: Prudnik
- Gesamtlänge: 440 km
- Anzahl der Etappen: 22
- Etappenlänge: 15-25 km
- Beste Wanderzeit: Mai bis Oktober
- Gepäcktransport: Vereinzelt möglich, lokale Anbieter.
- Besondere Ausrüstung: Standard-Wanderausrüstung, wetterfeste Kleidung.
- Erfahrungsniveau: Mittel
- Zelten: Begrenzte Möglichkeiten, viele Unterkünfte entlang des Weges.
Der Główny Szlak Sudecki führt durch die malerischen Sudeten und bietet beeindruckende Ausblicke auf die Berge, historische Stätten und charmante Kurorte. Der Weg ist gut markiert und bietet zahlreiche Unterkunftsmöglichkeiten, die eine komfortable Wanderung ermöglichen.
3. Szlak Orlich Gniazd (Adlerhorstweg)
- Startpunkt: Kraków
- Endpunkt: Częstochowa
- Gesamtlänge: 164 km
- Anzahl der Etappen: 7-10
- Etappenlänge: 15-25 km
- Beste Wanderzeit: April bis Oktober
- Gepäcktransport: Keine bekannten Anbieter.
- Besondere Ausrüstung: Standard-Wanderausrüstung.
- Erfahrungsniveau: Mittel
- Zelten: Begrenzte Möglichkeiten, viele Unterkünfte entlang des Weges.
Der Szlak Orlich Gniazd führt durch die malerische Landschaft der Jura Krakowsko-Częstochowska. Er verbindet zahlreiche mittelalterliche Burgen und Ruinen, die wie Adlerhorste auf den Hügeln thronen. Die Route ist ideal für Geschichtsliebhaber und bietet zahlreiche kulturelle und natürliche Highlights.
4. Szlak Piastowski (Piastenweg)
- Startpunkt: Gniezno
- Endpunkt: Kalisz
- Gesamtlänge: 150 km
- Anzahl der Etappen: 6-8
- Etappenlänge: 15-25 km
- Beste Wanderzeit: April bis Oktober
- Gepäcktransport: Keine bekannten Anbieter.
- Besondere Ausrüstung: Standard-Wanderausrüstung.
- Erfahrungsniveau: Leicht bis mittel
- Zelten: Begrenzte Möglichkeiten, viele Unterkünfte entlang des Weges.
Der Szlak Piastowski führt durch das Herz der polnischen Geschichte, vorbei an den ältesten Städten und Denkmälern Polens. Der Weg ist ideal für kulturinteressierte Wanderer, die mehr über die Ursprünge Polens erfahren möchten.
5. Szlak Zamków Piastowskich (Piastenburgenweg)
- Startpunkt: Grodziec
- Endpunkt: Wleń
- Gesamtlänge: 146 km
- Anzahl der Etappen: 7-9
- Etappenlänge: 15-20 km
- Beste Wanderzeit: April bis Oktober
- Gepäcktransport: Keine bekannten Anbieter.
- Besondere Ausrüstung: Standard-Wanderausrüstung.
- Erfahrungsniveau: Mittel
- Zelten: Begrenzte Möglichkeiten, viele Unterkünfte entlang des Weges.
Der Szlak Zamków Piastowskich verbindet historische Burgen und Schlösser in der Region Niederschlesien. Der Weg bietet eine faszinierende Mischung aus Kultur und Natur und ist besonders für Geschichtsinteressierte geeignet.
6. Wanderweg Kaszubische Schweiz
- Startpunkt: Kartuzy
- Endpunkt: Kościerzyna
- Gesamtlänge: 140 km
- Anzahl der Etappen: 6-8
- Etappenlänge: 15-25 km
- Beste Wanderzeit: Mai bis September
- Gepäcktransport: Keine bekannten Anbieter.
- Besondere Ausrüstung: Standard-Wanderausrüstung.
- Erfahrungsniveau: Leicht bis mittel
- Zelten: Gut geeignet, viele Campingplätze.
Die Kaschubische Schweiz bietet eine abwechslungsreiche Landschaft aus Wäldern, Seen und sanften Hügeln. Der Weg führt durch traditionelle kaschubische Dörfer und bietet zahlreiche Möglichkeiten zum Zelten und Erholen in der Natur.
7. Szlak Nadmorski (Küstenweg)
- Startpunkt: Świnoujście
- Endpunkt: Hel
- Gesamtlänge: 370 km
- Anzahl der Etappen: 14-18
- Etappenlänge: 20-25 km
- Beste Wanderzeit: Mai bis September
- Gepäcktransport: Keine bekannten Anbieter.
- Besondere Ausrüstung: Standard-Wanderausrüstung.
- Erfahrungsniveau: Leicht bis mittel
- Zelten: Gut geeignet, viele Campingplätze entlang der Küste.
Der Szlak Nadmorski verläuft entlang der polnischen Ostseeküste und bietet atemberaubende Ausblicke auf das Meer, Sandstrände und Küstenwälder. Der Weg ist ideal für Wanderer, die Meer und Natur kombinieren möchten.
8. Wanderweg im Białowieża-Urwald
- Startpunkt: Białowieża
- Endpunkt: Białowieża
- Gesamtlänge: 20 km (verschiedene Routen)
- Anzahl der Etappen: 1-2
- Etappenlänge: 10-20 km
- Beste Wanderzeit: April bis Oktober
- Gepäcktransport: Nicht erforderlich.
- Besondere Ausrüstung: Standard-Wanderausrüstung, Fernglas.
- Erfahrungsniveau: Leicht
- Zelten: Begrenzte Möglichkeiten, viele Unterkünfte in Białowieża.
Der Białowieża-Urwald ist ein UNESCO-Weltnaturerbe und Heimat der letzten freilebenden Wisente Europas. Die Wanderwege bieten eine einzigartige Möglichkeit, diese ursprüngliche Waldlandschaft zu erkunden und Wildtiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten.
9. Wanderweg Świętokrzyski Nationalpark
- Startpunkt: Święta Katarzyna
- Endpunkt: Nowa Słupia
- Gesamtlänge: 30 km
- Anzahl der Etappen: 1-2
- Etappenlänge: 15-30 km
- Beste Wanderzeit: April bis Oktober
- Gepäcktransport: Nicht erforderlich.
- Besondere Ausrüstung: Standard-Wanderausrüstung.
- Erfahrungsniveau: Leicht bis mittel
- Zelten: Begrenzte Möglichkeiten, viele Unterkünfte entlang des Weges.
Der Świętokrzyski Nationalpark ist bekannt für seine heiligen Berge und dichten Wälder. Die Wanderwege bieten sowohl kulturelle als auch natürliche Attraktionen und sind für alle Erfahrungsstufen geeignet.
10. Szlak Papieski (Papstweg)
- Startpunkt: Zakopane
- Endpunkt: Stary Sącz
- Gesamtlänge: 230 km
- Anzahl der Etappen: 10-14
- Etappenlänge: 15-20 km
- Beste Wanderzeit: Mai bis Oktober
- Gepäcktransport: Keine bekannten Anbieter.
- Besondere Ausrüstung: Standard-Wanderausrüstung.
- Erfahrungsniveau: Mittel
- Zelten: Begrenzte Möglichkeiten, viele Unterkünfte entlang des Weges.
Der Szlak Papieski folgt den Spuren von Papst Johannes Paul II. und führt durch die malerische Landschaft der polnischen Karpaten. Der Weg verbindet spirituelle und natürliche Erlebnisse und ist ideal für Wanderer, die auf den Spuren eines der bedeutendsten Polen wandern möchten.
Jakobswege in Polen
Auch in Polen gibt es inzwischen Jakobswege, die an das allgemeine Jakobswege-Netz in Europa angeschlossen sind. Der längste beginnt in Kaunas in Litauen und führt quer durch Mittelpolen nach Deutschland. Der Polnische Jakobsweg nimmt den Weg aus Litauen auf und führt durch die Masurische Seenplatte nach Gnesen. Bei Gnesen führt dann der Großpolnische oder auch niederschlesische Jakobsweg über Posen nach Görlitz und von dort weiter über den Zittauer Jakobsweg nach Prag. Wer möchte kann aber knapp nördlich von Posen in Murowana Goslina nach Westen abzweigen und Richtung Frankfurt/Oder weiter pilgern und dort auf die brandenburgischen Jakobswege treffen. Von Kaunas bis Murowana Goslina sind es rund 900 km. Und von da kommen entweder noch runde 280 km bis Frankfurt/Oder oder rund 350 km bis Görlitz dazu.
Der pommersche Jakobsweg startet in Kretinge in Litauen, führt durch Kaliningrad und folgt ungefähr der Küstenlinie der Ostsee über Danzig bis Wollin. Dort kann man dann nach Stettin abbiegen, um über die Via Imperii nach Berlin und Leipzig zu wandern, oder man geht direkt weiter nach Westen, um über Swinemünde auf die Via Baltica zu treffen und über Rostock und Hamburg weiter zu pilgern. Von Kretinge über Kaliningrad und Danzig sind es bis Wollin ungefähr 900 km und dann noch mal 99 km bis Stettin, bzw. 44 km bis Swinemünde.
Der dritte Hauptweg in Polen ist die Via Regia, die von Krakau über Breslau nach Görlitz führt und dort dann weiter durch Mitteldeutschland gepilgert werden kann. Von Krakau bis Görlitz sind es rund 560 km.
Recht gute weitere Informationen zu den Jakobswegen findest du auf jakobswege-europa.
die europäischen Fernwanderwege in Polen
Liebhaber der europäischen Fernwanderwege finden in Polen reichlich Auswahl, denn Polen wird gleich von fünf der zwölf europäischen Fernwanderwege durchquert oder zumindest gestreift:
E3 (Europäischer Fernwanderweg 3)
- Verlauf in Polen: Grenzübergang in Zittau (Deutschland) bis zur ukrainischen Grenze.
- Länge in Polen: Ca. 900 km
- Hauptregionen: Sudeten, Beskiden, Karpaten
- Beste Wanderzeit: Mai bis Oktober
Der Weg führt durch die malerischen Landschaften der Sudeten und Beskiden, vorbei an historischen Städten und kulturellen Sehenswürdigkeiten. Highlights sind unter anderem das Riesengebirge und der Tatra Nationalpark.
E9 (Europäischer Fernwanderweg 9)
- Verlauf in Polen: Von Świnoujście an der deutschen Grenze entlang der Ostseeküste bis nach Braniewo an der Grenze zu Russland.
- Länge in Polen: Ca. 700 km
- Hauptregionen: Pommern, Westpommern, Ostseeküste
- Beste Wanderzeit: Mai bis September
Der E9 verläuft entlang der Ostseeküste und bietet atemberaubende Ausblicke auf das Meer, Sandstrände und Küstenwälder. Wichtige Städte entlang der Route sind unter anderem Gdańsk (Danzig) und Gdynia.
E11 (Europäischer Fernwanderweg 11)
- Verlauf in Polen: Von der deutschen Grenze bei Guben bis zur litauischen Grenze.
- Länge in Polen: Ca. 750 km
- Hauptregionen: Großpolen, Masuren, Podlachien
- Beste Wanderzeit: Mai bis Oktober
Der E11 führt durch historische und landschaftlich reizvolle Regionen wie die Masurische Seenplatte und den Białowieża-Urwald. Die Route bietet eine Mischung aus Kultur und Natur.
E8 (Europäischer Fernwanderweg 8)
- Verlauf in Polen: Vom tschechischen Grenzübergang bei Głuchołazy bis zur ukrainischen Grenze.
- Länge in Polen: Ca. 800 km
- Hauptregionen: Oberschlesien, Beskiden, Tatra, Karpaten
- Beste Wanderzeit: Mai bis Oktober
Der E8 durchquert einige der schönsten Bergregionen Polens, darunter die Beskiden und die Tatra. Der Weg führt durch abwechslungsreiche Landschaften und historische Städte.
E7 (Europäischer Fernwanderweg 7)
- Verlauf in Polen: Vom tschechischen Grenzübergang bei Pielgrzymów bis zur slowakischen Grenze.
- Länge in Polen: Ca. 300 km
- Hauptregionen: Beskiden
- Beste Wanderzeit: Mai bis Oktober
Der E7 verläuft durch die malerischen Beskiden, eine Region, die für ihre sanften Hügel, dichten Wälder und charmanten Dörfer bekannt ist.
Wo kannst du auf den Wanderungen schlafen?
In Polen gibt es gerade in den großen Wandergebieten reichlich Hotels, Pensionen und andere Herbergen. Auch Herbergen bei Landwirten (Agrotourismo) ist recht oft anzutreffen. Hier und da haben auch Campingplätze Campinghütten für zeltlose Wanderer.
In Naturparks gibt es oft auch Schutzhütten (Schronisko) und Herbergen, die vom PTTK betrieben werden.
Leider sind die zugehörigen Webseiten nur auf polnisch verfügbar und die automatische Übersetzung von Google ergibt mehr lustige, als hilfreiche Ergebnisse. Am ehesten findest du Informationen über die großen Buchungsportale wie booking.com oder mit etwas Glück doch auf der Tourismus-Webseite des Naturparks oder der Region, in der du wandern möchtest.
Für Zeltliebhaber gibt es viele und meist gut ausgestattete Campingplätze im ganzen Land. Auch einige Agrotourismi haben einen kleinen Platz für Zelte oder finden einen auf Anfrage für dich. Selten, aber nicht unmöglich, ist es auch erlaubt, in der Nähe der Schutzhütten im Gebirge zu zelten.
Grundsätzlich ist wildes Zelten in Polen verboten. Es wurden aber vor wenigen Jahren 425 Wälder ausgewiesen, wo du maximal zwei Nächte am gleichen Platz zelten darfst. Vorausgesetzt du hältst dich an die vorgegebenen Regeln und hinterläßt keinerlei Spuren (das übliche “no trace”).
Welche Ausrüstung wird gebraucht?
Um in Polen zu wandern, brauchst du im Allgemeinen kaum zusätzliche Ausrüstung zum gewohnten Trio aus passenden Wanderschuhen mit griffiger Sohle, schnelltrocknender Wanderkleidung und einem passenden Rucksack.
Wenn du in der Seenplatte oder sumpfigen Gebieten unterwegs bist, packst du besser noch ein wenig Mückenmittel ein. Und in den Bergen gehört eine bessere Regenkleidung auf jeden Fall dazu, denn dort kann das Wetter besonders wechselhaft sein. In den Bergen sind auch Trekkingstöcke meist wertvolle Begleiter, die dir das Leben erleichtern.
Wie läßt sich Ausrüstung ersetzen/ergänzen?
Wenn du unterwegs feststellst, daß dir ein Ausrüstungsteil fehlt oder etwas kaputt geht, dann findest du in den meisten größeren Orten und in den Hauptorten der Tourismusgebiete meist zumindest irgendeinen Outdoor-Anbieter. 8a und Skalnik sind Spezialisten mit einigen Läden im Land. Aber Decathlon und Intersport sind recht weit verbreitet.
Solltest du vor Ort nicht fündig werden, wird es ohne Polnisch-Kenntnisse ein wenig sportlich. 8a und Skalnik sind gute Outdoor-Onlinehändler und auch Decathlon hat eine gute Auswahl auf seiner Seite in Polen. Alle drei sind für zuverlässigen und zügigen Versand bekannt, aber allen drei Seiten gemeinsam ist, daß sie ausschließlich auf Polnisch vorhanden sind. Sofern du kein Polnisch sprichst, könntest du dich nur mit Hilfe der automatischen Übersetzung von Google durchknabbern. Und ausweichen hilft nicht: z.B. hat 8a zwar auch eine .de-Seite, dort liefern sie nur nach Deutschland…
Zum Versand stehen dann vor allem die polnische Post (Poczta Polska), InPost, DPD und DHL zur Verfügung. Alle gelten als zuverlässig und recht schnell. Paketshops und Paketstationen sind im ganzen Land verteilt (in den Städten natürlich meist deutlich dichter als auf dem Land) und besonders oft in Supermärkten und Tankstellen zu finden. Wenn so gar nichts in deiner Nähe ist, so nimmt auf Anfrage auch eine deiner nächsten Unterkünfte (Hotel oder Pension) bestimmt gern dein Paket für dich in Empfang.
Rechne mit Lieferzeiten von 1-3 Werktagen für Lieferungen innerhalb Polens und 3-7 Werktage, solltest du in Mitteleuropa (D/A/NL etc.) bestellen.
Der Proviant: Wie versorgst du dich auf der Wanderung mit Essen
Wenn du in Polen deinen Proviant aufstocken willst, solltest du wie fast überall in Europa nach Supermärkten schauen. Besonders in den größeren Orten läßt sich meist ein Biedronka, Lidl, Carrefour, Tesco, Auchan oder Kaufland finden. In kleineren Orten findest du auch eher mal noch Tante-Emma-Läden und andere kleinere Lebensmittelläden.
Besonders praktisch sind 24h-Läden wie Żabka oder Freshmarket, die du manchmal in größeren Orten oder Touristenhochburgen finden kannst. Denn die haben rund um die Uhr und auch an Sonn- und Feiertagen geöffnet.
Sonst sind große Supermärkte meist von 6-22 Uhr geöffnet, kleinere Läden eher von 7-21 Uhr. Sonntags und feiertags sind die meisten Geschäfte geschlossen oder haben zumindest eingeschränkte Öffnungszeiten. Es gilt allgemein ein Sonntagsverkaufsverbot. Abgesehen von den üblichen katholischen Feiertagen (Ostern, Pfingsten, Weihnachten, etc.) solltest du vor allem den 3. Mai (Tag der Verfassung), den 15. August (Mariä Himmelfahrt) und den 11. November (Unabhängigkeitstag) als Feiertag auf dem Radar haben.
In vielen Orten im Land findest du noch Wochenmärkte oder Bauernmärkte, die meist Samstag-Vormittag stattfinden und wo du dich mit frischen Waren und lokalen Spezialitäten eindecken kannst.
Wenn du warme Mahlzeiten suchst, dann wirst du vor allem in touristischen Gebieten auf reichlich Restaurants, Bars oder auch nur Imbissbuden treffen. Gasthäuser finden sich immer mal entlang der Wege und auch in vielen größeren Schutzhütten gibt es auch Verpflegung. Vor allem in der Tatra, den Beskiden und den Sudeten. Und natürlich gibt es in den meisten Hotels, Pensionen oder Agritourismi auch Halbpension, wenn sich kein brauchbares Restaurant in der Nähe findet.
Restaurants sind meist von 12-21/22 Uhr geöffnet, Imbissbuden häufiger von 10-20 Uhr, je nach Gegend. An Sonn- und Feiertagen haben sie meist nur in touristisch gut erschlossenen Gegenden geöffnet, sonst eher geschlossen.
Und was muss man in Polen auf jeden Fall mal probiert haben? Pierogi! Die gefüllten Teigtaschen sind einfach lecker, aber auch Bigos ist nicht zu verachten (vor allem, wenn du in kälteren Jahreszeiten unterwegs bist).
Trinken – Hinweise für die Wasserversorgung unterwegs
Das Leitungswasser in Polen ist noch mit Vorsicht zu genießen. Zwar erfüllt es offiziell die Sicherheitsnormen der WTO, aber selbst viele Polen kochen ihr Trinkwasser aus der Leitung lieber erst mal ab.
Inzwischen werden immer mehr alte Leitungen erneuert und die europäischen Standards ziehen in immer mehr Orten ein, aber es dauert seine Zeit. Gerade wenn du in dünn besiedelten Gebieten unterwegs bist, dauert es manchmal noch ein wenig mit der Modernisierung der Leitungen. Bis dahin solltest du dich besser immer vor Ort informieren, ob das Leitungswasser zum Trinken verwendet werden kann, oder ob du doch lieber mit gekauften Wasserflaschen den eigenen Vorrat aufstockst.
Wasser von ausgewiesenen Trinkwasserbrunnen, die es immer häufiger in den Innenstädten größerer Städte gibt, kannst du allerdings unbesorgt verwenden.
Wenn du auf Oberflächenwasser zurückgreifen willst, kannst du das in abgelegeneren Gebieten tun. Allerdings besser immer mit Filter. Und du solltest ein wenig die Geschichte deiner Wandergegend recherchieren. Wo es über die Jahrhunderte Bergbau oder starke Landwirtschaft gab, gibt es meist Altlasten, mit denen kein tragbarer Filter fertig wird und dort solltest du besser auf Wasser aus den Trinkwasserleitungen zurückgreifen.
Kurze Informationen für die Anreise
Sprache: Polnisch
Verständigung: In erster Linie natürlich Polnisch. Besonders im Tourismus-Sektor findest du aber auch reichlich Personen mit mindestens rudimentären, wenn nicht sogar ausgezeichnetem Englisch und in vielen Regionen nahe der deutschen Grenze finden sich oft auch Personen mit Deutschkenntnissen. Wie so oft kommst du aber am Besten mit einem Lächeln und rudimentärem Polnisch weiter. Im Fall der Fälle helfen Google Translate oder die App von Deepl.
Währung: Polnischer Złoty (PLN) (Herbst 2024 1 Złoty = 0,23 €)
Zahlungsmittel: die üblichen Kreditkarten werden fast überall im Land akzeptiert, Bargeld ist aber vor allem im ländlicheren Raum auch noch sehr verbreitet. Moderne Zahlungsmethoden findest du eher in größeren Städten oder besonders stark frequentierten Touristen-Hotspots.
Zeitzone: gleiche Zeitzone wie der Rest von Mitteleuropa (Berlin/Paris/Rom)
Flugzeug: der größte Flughafen ist Warschau Chopin (WAW), von dem aus du sehr gut auf Züge und Busse ins ganze Land umsteigen kannst. Für die Ostseeküste bietet sich aber auch Danzig an, für die Wanderregionen im südlichen Polen können aber auch Krakau, Wroclaw und Kattowitz interessant sein. Flüge gibt es meist von den größeren Flughäfen in ganz Mitteleuropa und auch einige Billigflieger bieten vor allem während der Hochsaison Linienflüge an.
Zug: Wenn du lieber mit dem Zug anreist, dann gibt es reichlich Möglichkeiten aus dem deutschsprachigen Raum. Der Berlin-Warschau-Express bringt dich von Hauptstadt zu Hauptstadt, aber es gibt auch Intercity-Züge von Berlin oder Wien und anderen Großstädten nach Warschau, Kattowitz oder Wroclaw/Breslau. Ein Nachtzug fährt von Wien nach Krakau und weiter nach Warschau.
Fernbus: Diverse Europa-Buslinien bringen dich ebenfalls nach Polen, z.B. Flixbus & Eurolines, wenn du lieber mit dem Bus unterwegs bist.
In Polen ist der ÖPNV recht gut ausgebaut. Auf der Schiene bringt dich besonders PKP Intercity mit den Fernzügen in die richtige Gegend und eventuell gleich da hin, wo du hin möchtest, regionale Züge übernehmen dann die feinere Verteilung.
Auch das Busnetz ist umfangreich und setzt sich aus Fernbussen und örtlichen Linien zusammen und bringt dich selbst noch da hin, wo kein Zug mehr fährt. Allerdings ist wie so oft in Europa die Taktung und Verbindungsdichte in größeren städtischen Gebieten am größten und nimmt auf dem Land dann oft rapide ab.
Die App und Webseite von Jakojade hilft bei der Reiseplanung innerhalb von Polen, da hier die meisten Anbieter und Regionen vertreten sind. Allerdings ist auf der Seite alles auf polnisch. Ein wenig raten ist wahrscheinlich notwendig.
Der Strom kommt auch in Polen aus der Steckdose und das mit 230V. Wer mit Eurosteckern unterwegs ist, braucht keinen Adapter.
Allerdings kann es sein, daß es auf einigen Hütten in den Bergen keinen Strom gibt. Oder die Buchse nicht funktioniert. Es ist also besser eine Powerbank dabei zu haben, um ein oder zwei Tage auch ohne Nachschub auskommen zu können.
Sicherheit & Notfälle
Allgemeine Sicherheit
Grundsätzlich ist Polen ein sehr sicheres Reiseland und vor allem, wenn du dich abseits der großen Touristenorte bewegst, passiert dir kaum etwas. Auf deine Sachen solltest du natürlich immer achten und dazu beitragen, dass die leider immer wieder auftauchenden Verwechslungen mit anderer Leute Material unterbleiben und du es nicht selbst dem leider niemals ausrottbaren gemeinen Langfinger nicht zu einfach machst. Aber das gilt fast weltweit.
Also kurz gesagt: Halte deine sieben Sachen beisammen, schalte den gesunden Menschenverstand ein, pass normal auf und es sollte dir nichts passieren.
Begegnungen mit Tieren
Unter den größeren, mit besonderer Vorsicht zu behandelnden Wildtieren wird dir in Polen am ehesten das Wildschwein über den Weg laufen. Wie auch im restlichen Mitteleuropa solltest du dich ruhig zurückziehen und dir einen anderen Weg suchen, wenn die Tiere nicht von sich aus die Flucht ergreifen, sobald sie deine Anwesenheit bemerken. Also erst mal ruhig sprechen und wenn die Wildschweine nicht abhauen, dann lieber selbst ruhig zurück gehen.
In den Karpaten und den Beskiden gibt es auch Wölfe und Bären und du solltest vielleicht einen kurzen Stop in der örtlichen Touristen-Info einplanen um zu erfahren, wie du dich am besten verhältst und wie die aktuelle Gefahrenlage in der Gegend ist. Meist sind die Tiere unsichtbar und es gilt nur, sich ruhig zurückzuziehen, wenn du doch mal einem begegnest. Aber manchmal sind auch Problemtiere bekannt, um deren Gebiet du besser einen Bogen machst, oder wo du besonders aufmerksam sein musst.
In Gebieten mit Wölfen oder Bären sind oft auch Herdenschutzhunde im Einsatz, denen du mit dem entsprechenden Respekt begegnen solltest. Die hellen Riesen sind oft friedlich genug gegenüber respektvollen Wanderern, aber Warnhinweise sollte du unbedingt beachten.
Pflanzen
Bei den Pflanzen gibt es kaum wirklich Warnungen. Natürlich gibt es giftige bis sehr giftige Pflanzen, wie z.B. Fingerhut oder Maiglöckchen. Aber wenn du dich nicht auskennst und daher die Finger von den Pflanzen lässt, hast du meist auch keine Probleme zu fürchten, da kaum Pflanzen mit Kontaktgift verbreitet sind.
Nur der Riesenbärenklau breitet sich leider auch in Polen aus (Doldenblütler, bis zu 3,5m hoch und 1,5m breit, also ein unübersehbarer Riese mit lila Flecken auf dem grünen Stängel). Von dem solltest du mehr Abstand halten als vor einer Brennessel, da der Pflanzensaft mit späterer Sonneneinstrahlung Verbrennungen und Quaddeln auf der Haut hervorrufen kann, die teilweise ärztlich behandelt werden müssen. Der heimische Wiesenbärenklau wird übrigens nur etwa 2m hoch und ist harmlos.
Wenn du Hilfe brauchst
Wenn du trotz guter Planung Hilfe nach einem Unfall brauchst, wählst du die 112. Die Bergrettung (GOPR/ TOPR) ist unter 985 oder 601 100 300 erreichbar. Die medizinische Versorgung ist vor allem in städtischen und bei Touristen beliebten Gebieten meist gut ausgebaut und auf dem Land immer noch passabel. Auch die Bergrettung gilt als gut ausgestattet und erfahren, aber die Rettungshelikopter sind natürlich immer wetterabhängig. Ein gutes 1.-Hilfe-Paket im Rucksack mit den entsprechenden Kenntnissen, um es zu verwenden, ist also trotzdem Pflicht. Und die Bergrettung dank guter Planung und umsichtiger Tourenwahl gleich gar nicht zu brauchen, natürlich noch besser. Aber das hoffen wir ja alle.
Deine EHIC-Karte solltest du immer mitführen und sollte anerkannt werden, trotzdem kann es eine gute Idee sein, eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung dabei zu haben. Denn die EHIC deckt keine Privatkliniken, Rücktransporte oder sonstige zusätzlichen Kosten ab.
Wo findest du weitere Informationen zum Wandern?
Der polnische Wanderverein PTTK betreut das Wegenetz und jede Menge Unterkünfte. Leider ist die Webseite nur auf Polnisch vorhanden, aber wer sich traut, kann dort stöbern.
Ein paar allgemeine Informationen über Polen und Inspirationen finden sich auf der offiziellen Touristen-Webseite www.polen.travel.
Sonst sind nur sehr spärlich Informationen über Wandern in Polen auf deutsch zu finden. Ein paar Blogger haben Berichte mit teils einfach traumhaften Bildern veröffentlicht (z.B. www.kommwirmachendaseinfach.de), aber auch da gibt es nur sehr wenige. Viel Spaß beim Surfen.
Polen bietet eine faszinierende Vielfalt an Wanderwegen, die von den majestätischen Bergen bis zu idyllischen Seenlandschaften reichen. Wenn du nach deinen Erlebnissen hier noch mehr entdecken möchtest, warum nicht weiterwandern? In Deutschland warten abwechslungsreiche Routen von den Nordseeküsten bis zu den Alpen darauf, erkundet zu werden. Oder du setzt deine Reise im benachbarten Tschechien fort, wo beeindruckende Felsenstädte und tiefe Wälder auf dich warten. Für alle, die das Wandern lieben und tiefer eintauchen möchten: Eine gut geplante Mehrtageswanderung eröffnet noch mehr Möglichkeiten, die Natur intensiv zu erleben. Schau dir an, wie du deine nächste große Tour optimal vorbereiten kannst – sei es in Polen, Deutschland oder Tschechien!
Viel Spaß beim Wandern!